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Die Behandlung von Notdienstfällen erfolgt in Landstuhl
Die Gifthaare der Eichenprozessionsspinner können bei Waldbesuchern für böse Überraschungen sorgen. Juckende Hautausschläge nach einer Berührung oder Atemprobleme durch die Windverfrachtung der Gifthaare können die Folge sein.
Schwerpunktgebiete sind Eichenwälder in Stadtrandnähe im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni.
Wir empfehlen deshalb, den Kontakt zu Gespinstnestern der Prozessionsspinnerraupen an Eichenbäumen absolut zu vermeiden.
Die Raupen tragen ab einem bestimmten Entwicklungsstadium Gifthaare, die sie auf ihren Wanderungen vor Fressfeinden schützen sollen.
Diese Gifthaare verursachen bei Berührung auch beim Menschen allergische Reaktionen, die von heftig juckenden Hautausschlägen bis zu Asthmaanfällen reichen können und deren Ausprägung individuell unterschiedlich stark ausfallen. Empfindlichkeit und Reaktionsintensität steigen mit der Anzahl der Einzelkontakte. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare auch mit dem Wind über mehrere Meter verfrachtet werden können, besteht auch ohne direkten Kontakt in der Nähe von Raupenansammlungen eine akute Gesundheitsgefährdung.
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumatopoea processionea L.) zählt zu den Forstschädlingen und lebt an Eiche und seltener auch an Hainbuche. Galt die wärmeliebende Art, deren Hauptverbreitungsgebiet in Südosteuropa liegt, in Deutschland als eher selten, wird seit den 90er Jahren ein deutlicher Anstieg der Vorkommen beobachtet. Trockene und warme Jahre, insbesondere milde Winter begünstigen die Art und führen zu Massenvermehrungen.
Der eher unscheinbare, grau gefärbte Schmetterling ist nachtaktiv und schwärmt witterungsabhängig im Zeitraum von Ende Juli bis Anfang September. Die Weibchen legen die Eier an dünnen Zweigen im oberen Kronenraum in länglichen Paketen ab. Bereits im Herbst entwickelt sich im Ei die Jungraupe, die dann aber in der schützenden Eihülle überwintert und erst Anfang Mai ausschlüpft. Die Raupen fressen die austreibenden Blätter und durchlaufen bis zum fertigen Schmetterling fünf bis sechs Raupenstadien. Die Raupen bleiben in geselligen Familienverbänden zusammen und sammeln sich tagsüber in zusammengesponnenen Gespinstnestern. Ab dem dritten Raupenstadium bilden die Tiere die gefährlichen Gifthaare aus. Mit jeder erneuten Häutung sammeln sich nun Gifthaare in den Gespinstnestern an, sodass nicht nur die Raupen selbst, sondern auch ihre Nester zur Gefahrenquelle werden. Ende Juni/ Anfang Juli verpuppen sich die Tiere in ihren Gespinstnestern und verlassen diese dann, nach drei bis fünf Wochen, als fertige Schmetterlinge. Ihre fest gesponnenen Nester, gefüllt mit Häutungsresten, Puppenhülsen und Raupenkot, bleiben zurück und können mehrere Jahre erhalten bleiben. Die Gesundheitsgefährdung besteht damit weiter und kann nicht als kurzfristig angesehen werden.
Die Gespinstnester finden sich im unteren Stammbereich bis in die Krone hinein und können je nach Raupenanzahl bis zu einem halben Meter groß werden. Besteht eine Gefährdungssituation, müssen diese Nester in jedem Fall fachgerecht entfernt werden.
Die akute Gefahr ist während der Fraßzeit der freifressenden Raupen am größten. In den nächsten Wochen ist in Befallsgebieten daher besondere Aufmerksamkeit geboten. Später nimmt die Gefahr zwar ab, besteht aber weiterhin durch die lange Haltbarkeit der Gespinstnester. Waldbesucher sollten daher die Raupen und Gespinste in keinem Fall berühren und bekannte Befallsareale meiden. Kinder sollten besonders gewarnt werden.
Besteht eine gesundheitliche Gefährdung durch Raupen oder Gespinstnester, die nicht durch Meidung der betroffenen Areale vermindert werden kann (zum Beispiel in Siedlungsnähe, Gartenanlagen oder Freizeiteinrichtungen), so müssen die Nester entfernt werden. Diese Arbeiten sollten ausschließlich von Fachleuten mit Schutzausrüstung und spezieller Arbeitstechnik durchgeführt werden.
Beim Auftreten von allergischen Reaktionen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, dabei sollte auf den Kontakt mit den Raupenhaaren des Eichenprozessionsspinners hingewiesen werden.
Bericht vom Landesforsten Rheinland-Pfalz
Foto: Marco Utsch